Grußwort des Schirmherrn
Liebe Leserinnen und Leser,
„Zukunft wahren“ heißt das Thema des diesjährigen Kongresses für Familienunternehmen. Dies bedeutet für mich zum einen Gutes zu bewahren, zum anderen jedoch auch Möglichkeiten und positive Veränderungen zu erkennen und voranzutreiben. Prognosen über die Zukunft waren schon immer schwierig und sind durch die beschleunigte technische Innovation und die derzeitige unübersichtliche politische Lage noch schwieriger geworden. Es leuchtet ein, dass es kaum möglich ist, zu wahren, was ich nur schlecht prognostizieren kann und erst recht nicht kenne.
Der Ansatz muss deshalb ein anderer sein: man muss sich heute so aufstellen, dass man mit möglichst vielen Entwicklungen zurechtkommt. Langfristige Businesspläne sind da eher hinderlich, da sie auf einer festen Zukunftsprognose basieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zutrifft.
Tragfähiger ist es meiner Ansicht nach, konstant an den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten, um so auf die wachsende Anzahl an Herausforderungen kompetent reagieren zu können. Parallel dazu sollte man mit hoher Wachsamkeit die Veränderungen seiner Umwelt wahrnehmen. So erhöht sich die Chance, das Nächstliegende gut zu meistern und aus schwierigen Situationen heraus gestärkt in die Zukunft zu gehen.
Mir gefällt hierzu das Bild des Wildwasserfahrers.
Er kann nicht in Ruhe rudern, sondern muss sich jeden Moment auf die veränderten Strömungen und Hindernisse einstellen. Trotzdem darf er nicht planlos sein, er muss seine Richtung kennen, um auch weiter entfernten Gefahren rechtzeitig ausweichen zu können.
Seit drei Generationen produziert meine Familie Schokolade und hat dabei eine Weltwirtschaftskrise und zwei Weltkriege überstanden. Nach einer weiteren Krise – der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – gab es keine unverstrahlten Haselnüsse mehr. Nach Kakao ist die Haselnuss unser zweitwichtigster Rohstoff und unsere Firma war somit schwer betroffen.
Damit wir als Gesellschaft eine Zukunft haben, beschloss ich daher meinen Teil dazu beizutragen, dass die zerstörerische Nukleartechnik überflüssig wird, und bin in die thermische Solartechnik eingestiegen. Zukunft wahren kann schließlich nicht nur heißen, an die eigene Zukunft zu denken, sondern bedeutet auch, dass die Gesellschaft, in der wir leben, eine Zukunft haben soll. Insofern dient unser Geschäftserfolg bei der Solartechnik dem öffentlichen Interesse. Was aber tun, wenn die Regierung nicht im öffentlichen Interesse handelt, sondern politische Rahmenbedingungen aufstellt, die zu einem Markteinbruch von 70 % geführt haben?
In der Hoffnung, auf diese und andere Zukunftsfragen interessante Antworten zu finden und mit dem Wunsch, weitere Wege zu diskutieren, wie wir gemeinsam dazu beitragen können „Zukunft zu wahren“, freue ich mich auf den diesjährigen Kongress an der Universität Witten/Herdecke.
Alfred Theodor Ritter